Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL 2000) beschäftigt
Wasserforscher und Behörden in einer erfreulichen
Weise: Erstmalig werden ökologische und Gewässertyp bezogene
Bewertungsverfahren im nationalen Rahmen entwickelt
und auf europäischer Ebene angepasst. Seit 1999 sind
die Autoren dieses Beitrages in Projekten zur Erstellung eines
Bewertungsverfahrens für das Phytoplankton in natürlichen
Seen und Flüssen eingebunden.
Für Deutschland existiert bislang keine einheitliche Vorgabe
bzw. Normung hinsichtlich der Probenahme, Untersuchungsfrequenz,
der quantitativen Erfassung und der taxonomischen
Auflösung des Phytoplanktons. Eine gute
Grundlage zur Vereinheitlichung solcher Vorgaben bildet
die Technische Information Nr. 7 von HOEHN et al. (1998):
„Erfassung und Bewertung von Planktonorganismen“ der
Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT) in
Deutschland (ATT TI7).
Die Verfahrensentwicklung zur Bewertung und Probenahme
und -aufbereitung in Seen begann mit einer umfassenden
Literaturstudie zu Klassifizierungsverfahren von Seen (KNOPF
et al. 2000) und Flüssen (NIXDORF et al. 2000) anhand des
Phytoplanktons. Diese internationale Literaturrecherche ergab,
dass zwar gute Ansätze aus anderen Ökoregionen Europas
vorhanden sind, diese sich jedoch nicht einfach auf die
naturräumlichen Verhältnisse in Deutschland übertragen
lassen oder nicht den vielfältigen Anforderungen der EUWRRL
genügen. Folglich beauftragte die Länderarbeitsgemeinschaft
Wasser die Autoren, ein WRRL-konformes
Bewertungssystem zu entwickeln, das aus vorhandenen
Überwachungsdaten gewonnen werden sollte. Allerdings
machte die Zusammenführung dieser heterogenen Datenbestände
deutlich (MISCHKE et al. 2004), wie dringend eine
Vereinheitlichung der Probenahmen und der mikroskopischen
Erfassung erfolgen muss, da die einzelnen Bundesländer
hierfür bisher sehr unterschiedliche Strategien praktizierten.
Im Abschlussbericht NIXDORF et al. (2005, 2006)
und MISCHKE & BEHRENDT (2007) wurden im Ergebnis die
ersten Vorschläge für ein multimetrisches Bewertungssystem
mittels Phytoplankton sowie zu seiner einheitlichen methodischen
Erfassung beschrieben.In diesem Beitrag werden Anforderungen an die Probenahme,
die Aufbereitung und Konservierung von Proben aus
Seen und Flüssen (Kap. 2 und 4) und die mikroskopische
Auswertung von Phytoplanktonproben nach einheitlichen
Kriterien vorgestellt (Kap. 3).
Das vorgeschlagene Probenahmeverfahren fließt zugleich
auch in die Entwicklung einer Europäischen Norm ein (CEN
2008a). Diese Zusammenfassung der
Projektergebnisse soll als hilfreiche Anleitung zur Untersuchung unserer Gewässer anhand des Phytoplanktons
dienen und ist für die Bewertung nach EU-WRRL verpflichtende Grundlage.
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