Der Wassersektor der Mongolei muss sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf bedeutende
Entwicklungen vorbereiten, die durch folgende Faktoren grob umrissen werden können:
- Bevölkerungszunahme mit einer deutlichen Tendenz der Zunahme urbaner Bevölkerung,
- Hoher Investitionsbedarf zur Verbesserung der Trinkwassergewinnung und Abwasserbehandlung,
- Steigerung der Eigenproduktion von Agrarprodukten, um durch weitgehende
Eigenversorgung einer Abhängigkeit von teuren Lebensmittelimporten entgegenzuwirken,
- Zunahme der Aktivitäten des Bergbaus und der Rohstoffgewinnung mit dem entsprechenden
Wasserbedarf, Kontaminationspotential und gleichzeitiger Abhängigkeit von
Weltmarktpreisen,
- Mögliche Verknappung des Wasserdargebots durch den Klimawandel.
Unter dem Aspekt der auf Nachhaltigkeit gegründeten Ziele eines IWRM im Kharaa Gebiet sind
wissenschaftlich begründete Maßnahmenpläne und kostengünstige Maßnahmenkombinationen
sowohl auf der Skalenebene des Kharaa Flussgebietes als auch für lokale Schwerpunkte wie
insbesondere der Stadt Darkhan zu entwickeln und entsprechend ihrer finanziellen und technischen
Machbarkeit umzusetzen. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass Wasserverfügbarkeit und
Wassergüte zu limitierenden Faktoren der weiteren ökonomischen und gesellschaftlichen
Entwicklung werden. Dem zu erwartenden Anstieg der wirtschaftlichen Aktivitäten und damit
verbundenen Umweltproblemen steht eine geringe Anzahl an qualifiziertem Personal gegenüber,
die Umweltauflagen formulieren, Umweltkontrollen durchführen, die Aktivitäten begleiten und in
Ihrem Einfluss beurteilen können. Ein wesentlicher Aspekt hin zu einem IWRM nimmt daher das
„Capacity Building“ im Umweltbereich ein.
Die Umweltprobleme im Untersuchungsgebiet entwickelten sich Anfang der 1960er Jahre mit
Gründung der Industriestadt Darkhan und dem erzwungenen Wechsel von der herkömmlichen
nomadischen Weidewirtschaft zur Bildung agroindustrieller Komplexe mit dem Schwerpunkt
Getreideanbau. Unzureichend behandelte kommunale und industrielle Abwässer gelangten
zunehmend in die Vorfluter. Darüber hinaus fanden in Gestalt von Flächenumwidmung von
Weideland zu Ackerland, Holzeinschlag und Überweidung infolge stark wachsender Tierbestände
gravierende Eingriffe in den Landschaftshaushalt statt. Seit dem ökonomischen und politischen
Zusammenbruch der RGW-Staaten im Jahre 1989/1990 befindet sich die Mongolei in einer Phase
der Transformation zu einem marktgesteuerten kapitalistischen Wirtschaftssystem. Als Folge gewinnt neben einer zunehmenden Mobilität und Urbanisierung die Rückkehr zur
Subsistenzwirtschaft mit traditionellem Weidesystem und der entsprechenden Tierhaltung (Schafe,
Ziegen, Pferde, Kühe) zunehmend an Bedeutung. Neben allmählich wieder ansteigender
landwirtschaftlicher Produktivität gewinnt der Bergbausektor an wachsender Bedeutung, da im
Kharaa Gebiet einige der bedeutendsten Goldlagerstätten der Mongolei gelegen sind.
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