Die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert die Erreichung einer guten Wasserqualität innerhalb
ganzer Flussgebiete. Die Kriterien für die Bewertung der Wasserqualität basieren auf einer
fünfstufigen Klassifikation des chemischen und vor allem ökologischen Zustandes der Ge-
wässer. Obwohl die Nährstoffe in der Wasserrahmenrichtlinie nicht explizit als Schadstoffe
oder prioritär zu untersuchende Stoffe ausgewiesen sind, ist die Charakterisierung des Zu-
standes der Nährstoffbelastung ein integraler Bestandteil für die Klassifikation von Flüssen
und Seen hinsichtlich der biologischen Komponenten, Phytoplankton, Makrophyten usw..
Wesentlich ist dabei zunächst die Kenntnis der Nährstoffkonzentrationen und deren Wirkung
auf Phytoplankton und Makrophyten als Bestandteil eines Klassifizierungssystems Die auf
der Basis einer solchen Güteklassifizierung mögliche Istzustandsbeschreibung kann aber nur
ein erster Schritt bei der Rückdrängung der Gewässereutrophierung sein.
Es ist vor allem auch eine Analyse der Herkunft der Belastung des Flusses oder der
Flussabschnitte notwendig. Entsprechend den Anteilen von punktuellen und diffusen
Nährstoffeinträgen und deren Reduzierungspotential können dann die realen Möglichkeiten
für eine Verbesserung der Güteklasse abgeleitet und gegebenenfalls umgesetzt werden.
Auf der Basis des Modellsystems MONERIS kann man gegenwärtig bereits eine Analyse von
den Nährstoffeinträgen in Flusssysteme mit einer Größe von 100 bis 800000 km² durchführen
und unter Berücksichtigung der flussinternen Stoffrückhalte auch die Nährstofffrachten und -
konzentrationen in den Flussabschnitten berechnen und mit gemessenen Werten vergleichen.
Darüber hinaus lässt MONERIS auch die Berechnung von vergangenen Zuständen und von
Szenarien über mögliche künftige Entwicklungen zu, so dass ein erster Überblick über
mögliche Belastungsverringerungen in einzelnen Flussgebieten gegeben werden kann.
Ziel der hier vorgestellten Untersuchungen ist die Durchführung einer Istzustandsanalyse für
die Nährstoffeinträge in das Flusssystem des Main auf der Basis einer regional differenzierten
Modellierung von Teilgebieten zwischen 100 und 500 km² (120 Teilgebiete). Dabei wurden
das Modell selbst und die Datenverfügbarkeit hinsichtlich der Anwendung für die Fragen der
WRRL geprüft. In der Bearbeitung wurde zunächst noch die bereits für Analyse der
Nährstoffeinträge in die Flussgebiete Deutschlands angewendete Modellversion eingesetzt.
Darüber hinaus wurde die für das Maingebiet verfügbare deutlich verbesserte Datenbasis
genutzt, um zu prüfen, inwieweit die Güte der Datengrundlagen und eine mögliche
Kalibrierung von Modellkoeffizienten das Modellergebnis beeinflussen und ob dadurch eine
im Vergleich zu früheren Untersuchungen verbesserte „Modellgüte“ möglich ist. Ein weiterer
Schwerpunkt der Arbeiten war es, neue Ansätze insbesondere zur Ermittlung des
Oberflächenabflusses zu entwickeln und zu testen, die auch eine Berechnung dieser
Abflusskomponente für saisonale Mittel bzw. Monatswerte ermöglicht. Dafür wurde ein im
IGB entwickeltes Modell zur Zeitreihenanalyse von Abflussreihen getestet und angewandt
werden.
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