Die in diesem Jahr verabschiedete EU-Wasserrahmenrichtline fordert die Erarbeitung von
Bewirtschaftungsplänen für Stromgebiete bzw. Flussgebiete von der Quelle bis zum Meer.
Die Pläne und Aktivitäten im Maßstab des gesamten Flussgebietes sollen durch regionale
(Hauptnebenflüsse) und lokale (kleine Flüsse) Maßnahmen untersetzt sein, die in
Übereinstimmung mit dem Bewirtschaftungsplänen für die Stromgebiete stehen. Generell ist
vorgesehen, dass die Flüsse in den nächsten 15 Jahren eine “gute” Qualität erreichen sollen.
Generell hängt der Zustand eines Flusssystems von seinen natürlichen Gegebenheiten, seinen
Strukturen und deren Veränderungen sowie vom Niveau seiner anthropogen verursachten
Belastung ab. Eine wesentliche Voraussetzung für die Ableitung von Qualitätskriterien und
die Erarbeitung der Bewirtschaftungspläne ist damit die Kenntnis der Qualitätsprobleme und
eine umfassende Analyse der natürlichen Gegebenheiten und der gegenwärtigen Belastungs-
situation in den verschiedenen Maßstabsebenen eines Stromgebietes. Daneben ist der für eine
„gute“ Wasserqualität notwendige Sollzustand abzuleiten. Aus dem Vergleich von Ist- und
Sollzustand ergibt sich der Handlungsbedarf und das mögliche Spektrum von Maßnahmen,
die zur Erreichung des Sollzustandes umgesetzt werden müssen. In den nächsten Jahren sind
solche Maßnahmenprogramme für die Flussgebiete der Bundesländer aber auch für
länderübergreifende Flüsse, wie die Havel und die Schwarze Elster (regionaler Maßstab) und
gesamte Stromgebiete, wie die der Elbe und Oder zu erarbeiten.
Die Nährstoffbelastung der Gewässer wird durch punktförmige und diffuse Eintragsquellen
hervorgerufen. Da die Kenntnis der Größe der einzelnen Eintragspfade in den jeweiligen
Flussgebieten Voraussetzung für die Ableitung weiterer Maßnahmen zur Reduzierung der
Nährstoffbelastung ist, wurde ein Modellsystem für Emissionsschätzungen erarbeitet
(BEHRENDT ET AL., 1999). Dabei wurde eine einheitliche Methodik für alle zu betrachtenden
Flussgebiete angewandt. Die bisherigen spezifischen, gebietsbezogenen Probleme bei der
Methodenanwendung sollten durch einheitliche Ansätze und eine GIS-gestützte
Berücksichtigung der räumlich unterschiedlichen Bedingungen in den einzelnen Flussgebieten
überwunden werden. Die flussgebietsbezogenen Analysen der Nährstoffbelastung sollten für
alle Gebiete ein möglichst geschlossenes Bild ergeben, das von der Ermittlung der Ursachen
der Nährstoffbelastung bis zur realisierten Nährstofffracht bzw. den Nährstoffkonzentrationen
reicht. Die in dem Modellsystem MONERIS zusammengefasste Methodik wurde auch für die -2-
Analyse der Nährstoffeintragssituation in den Flussgebieten Brandenburgs verwendet.
Änderungen an den Modellansätzen wurden nicht vorgenommen.
Obwohl das Modellsystem MONERIS lediglich für die Analyse von Nährstoffeinträgen in
Flussgebieten mit einer Größe von mehr als 500 km² konzipiert war, wird im Folgenden
versucht, diese Grenze bis hin zu Gebieten von ca. 100 km² zu verlagern. Dies ist notwendig,
um einen Anschluss im unteren Skalenbereich an entwickelte räumlich und zeitlich
detailliertere Modelle herzustellen. Dass eine Anwendung von MONERIS bis zu diesem
Skalenbereich möglich erscheint, belegen die Untersuchungen von VENOHR (2000), der dieses
Modell für 128 Teilgebiete im Einzugsgebiet der Stör angewandt hat.
MONERIS berücksichtigt insgesamt acht verschiedene Eintragspfade bzw. Teilmodelle -
atmosphärische Deposition, Erosion, Abschwemmung, Grundwasser, Dränagen, urbane
Flächen, kommunale Kläranlagen und industrielle Direkteinleiter. Mit Ausnahme der Einträge
über atmosphärische Deposition und industrielle Direkteinleiter, bei denen Ergebnisse anderer
Untersuchungen direkt genutzt werden, wird in MONERIS für jeden Eintragspfad zunächst
eine Bilanzierung zwischen dem Input, d. h. der Nährstoffzufuhr in das Einzugsgebiet, und
dem Output, d. h. den Nährstoffeinträgen in die Oberflächengewässer, durchgeführt. Dadurch
ist es möglich, für die einzelnen Pfade spezifische Rückhalte und Verluste, die bereits auf dem
Weg vom Input bis zum Gewässereintrag auftreten, zu berücksichtigen und künftig mögliche
Einträge bei veränderten Randbedingungen in Form von Szenarios zu berechnen. Des
Weiteren wird aus den ermittelten Gesamtemissionen unter Einbeziehung der gewässer-
internen Rückhalte und Verluste die Nährstofffracht am Auslauf der Einzugsgebiete
berechnet.
Die entwickelten Teilmodelle werden an verfügbaren Messdaten, jedoch nicht an der aus
Güte- und Abflussmessungen berechenbaren Nährstofffracht der Flüsse, validiert. Die
Nährstofffrachten der Flüsse werden lediglich zum Vergleich mit den Modellergebnissen
herangezogen.
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